Neujahr 2013




30.Jänner
 
Memoiren

Ich sollte langsam mal daran denken, meine Memoiren zu schreiben. Bin ziemlich spät dran. Ich meine, man kann ja nicht früh genug damit anfangen, neee!?
Zum Beispiel Boris Becker war einiges jünger als ich, als der seine Memoiren brachte. (Ist sowieso jünger als ich, ja echt, gebe ich zu). Vielleicht hat er sich gedacht: Lieber jetzt, bevor ich mich am Ende an gar nix mehr erinnere oder mich schlimmstenfalls keiner mehr kennt. Was ist eigentlich schlimmer: Sich an nix mehr zu erinnern, oder dass einen keiner mehr kennt? Ich glaube, die Antwort auf diese Frage hängt ganz stark von der eigenen gesellschaftlichen Position ab.
Vielleicht war auch seine Lebenserwartung damals nicht so hoch, die von Boris Becker. Ich meine, seine Erwartung an das Leben danach. Nicht an das Leben nach dem Tod, nein: Seine Erwartung an das Leben nach den Memoiren.
Ja, er dachte, er hat ganz richtig gedacht, kaum zu glauben, der Boris, er dachte: „Wenn ich meine Memoiren erst mit 60 oder 70 schreibe, so wie es sich gehört, wie soll ich dann die 30 Jahre füllen, in denen nix passiert ist außer Vaterschafts- und Unterhaltsklagen, Stuben- und Treppengeschichten. Echt öde, dann doch lieber früh schreiben.“
Ja, Männer, die neigen eh besonders oft dazu, Memoiren zu schreiben. Vielleicht schreiben sie gerne, weil sie nicht so viel reden. Wolfgang Niedecken fing auch besonders früh damit an. Er war kaum 30, da sang er schon „Verdamp lang her“ und nur ein paar Jahre später kamen dann seine Erinnerungen raus: Auskunft. Aber der hatte damals auch schon Stoff für'n ganzes Buch, glaube ich.
Was ihn nicht daran gehindert hat, jetzt nochmals ne Komplettbiographie rauszubringen. Man lernt schließlich immer dazu.

Marlon Brando, der hat länger gewartet mit seinen Memoiren. Da war der schon annähernd alt. Und ich hab mal gelesen irgendwo, er hätte dafür alle möglichen Ex-Kolleginnen, Statistinnen, Komparsinnen, Bekannt-innen etc. angerufen und ihnen die eine Frage gestellt: „Haben wir mal, oder haben wir nicht?“
Gut, 'n bisschen peinlich ist es schon, sich so zu outen. Vielleicht wollte er nur Kerben machen, vielleicht wollte er auch zeigen, was er in jungen schlanken Jahren doch für'n toller Hecht gewesen ist. Aber echt, 'n bisserl peinlich ist es!! Kann ja nicht viel was drinstehen in den Memoiren, wenn das seine einzige Frage war. Hab sie aus dem Grunde nie gelesen. Ja, sind sie überhaupt je rausgekommen?
Aber George W. Bush, der ….... Wartete ziemlich lange und schrieb seine Memoiren, und wurde danach beschuldigt, von den Memoiren anderer abgeschrieben zu haben! Bush - Ein Plagiator! Was muss das Leben eines US-Präsidenten doch öde und langweilig sein, wenn man nix zu schreiben weiß, einfach nix zu erzählen hat und also anderswo kucken muss, was die denn so erlebt haben. So einen armen Kerl darf man doch nicht Plagiator nennen, den darf man erst recht nicht bestrafen, der muss einem einfach nur Leid tun. Vielleicht hat Bush ja auch vom Drehbuch abgeschrieben von dem Film „Das Leben der anderen“ !?
Und dann die vielen Rock-Musiker, die, das find ich jetzt echt witzig, wenn sie mal an die 70 gehen, alle geschlossen und jeder für sich öffentlich verkünden, dass sie jetzt endlich aufgehört haben zu kiffen. Die glauben wohl, wenn sie das sagen wird die im Rentenfonds verzinst angelegte Altersweisheit automatisch ausgeschüttet, und zwar auf einmal. Nee, ich kenne das, bin ja 'ne Soziale. Das ist so bei der Sucht: Diejenigen, die sagen, sie hätten vor 3 Wochen aufgehört, die werden so schnell nicht aufhören.
Aber zurück: ich wollte doch meine Memoiren schreiben.
Ja, wie fang ich denn an?? Ich könnte jetzt zum Beispiel beginnen, ganz wichtig könnte ich beginnen und schreiben: „Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist die, dass mein Oma mich immer mit zum Einkaufen in die Fleischerei genommen hat, und die dicke Oma hinter der Theke, mit dem Dutt, hat sich vorgebeugt und mich immer ganz lieb gefragt: „Na. Kind, willst du denn ein Stück Wurst?“ Und ich werde beschreiben wie es dort gerochen hat und dass es immer Fleischwurst war und bla und bla.
Aber, wen interessiert das denn eigentlich? Niemanden, denn ich bin ja nicht Angela Merkel und noch nicht mal mehr Till Schweiger. Bei deren Memoiren würde das schon anders ausfallen, das mit der Metzgerei, Dutt und
Fleischwurst. Dann würden alle staunen und könnten sich den Event so  
richtig gut vorstellen, und wären am liebsten selbst dabei gewesen.
Aber so ist das bei mir ja nicht, ich bin ja kein Promi, ich bin ja so ein kleines Würstchen, da brauch ich mit so läppischen Wurstgeschichten, die mich früh und nachhaltig geprägt haben, gar nicht erst anzufangen. Im Übrigen bin ich Vegetarierin.
Ja, und ich bin eine Frau. Bislang hab ich immer nur von Männer-Memoiren erzählt, weil, wie gesagt, Männer so was viel öfter tun als Frauen. Was komisch ist, wo Männer sich doch nie an etwas erinnern. Immer wenn's drauf ankommt, wollen die nix wissen, noch nie nix von irgendwas gewusst haben, waren es sowieso nicht und Frau erinnert sich immer nur an völlig unwichtige Dinge
und so weiter.
Ja, und ich bin eine Frau. Wenn ich doch wenigstens ein Pferd hätte, oder
gehabt hätte, oder von ein bisserl adeliger Abstammung wäre, oder mal von Ostpreussen bis an die Nordsee geritten wäre. Aber nein, das alles hat eine andere statt mir getan, lange bevor ich es tun konnte, das Leben ist ungerecht. Sie hatte was zu erzählen, und ich nicht. Dä!! Aber es kann ja auch nicht jede Frau auf einem Pferd von Ostpreussen über 1000 Kilometer nach Westen reiten. Wo kämen wir da hin! Wär das ein Gedränge ein Gewieher, ein Getrappel und ein Pferdeschiss auf den Wegen, wegen mir 1000 Frauen mit 1000 PS unterwegs, und vor allem wär's dann gar nix Besonderes mehr. Kein Verlag würde es drucken, und wenn man 10mal Gräfin Dönhoff wäre. Coole Frau übrigens. Memoiren lesen lohnt sich!
Aber ich wollte doch meine Memoiren schreiben. Wie war das noch? Frühste prägende Kindheitserinnerungen - was kommt denn da sonst noch rein? Zum Beispiel wen ich alles Wichtiges getroffen habe und was ich mit denen gemacht habe so in meinem Leben, das kommt immer gut, und viele Promis schreiben Bücher über nichts anderes, die schreiben nur Bücher darüber, wen sie alles getroffen haben, und das ausführlich. Vielleicht wollen sie nichts über sich selbst erzählen.....
Ja, und die erzählen, welche Tischgespräche sie mit welchen A-Promis geführt hat und mit welchen B-Promis sie mal Sex hatten und mit wem sie alles Kinder haben, oder umgekehrt Sex mit A-Promis und Tischgespräche mit B-(Promis.) und Kinder wegen mir mit beiden.
Lassen wir mal Tischgespräche und Sex beiseite. Es geht ja um meine Memoiren. Wen hab ich denn alles getroffen in meinem Leben? Ich habe im Restaurant schon am Nachbartisch von Otto gesessen, habe mich Paul Mc. Cartney bis auf 10 Meter genähert, bis die Security kam......
Habe mit Eckhard von Hirschhausen small talk gehalten und bin unserer Bundesfamilienministerin mal im Waschraum vor den Damentoiletten begegnet, ohne security. War wirklich small talk, aber immerhin....
Stand schon öfters in ca. 80 m Entfernung von diversen Pop- und Rockgrößen: Sie auf der Bühne und ich irgendwo davor.
Das ist aber auch alles was ich vorweisen kann. Nun mal ehrlich? Reicht das
für knackige Memoiren oder ist das nicht eher Bett-Lektüre zum Einschlafen?
Ich könnte noch erzählen - wird auch immer gerne gemacht - wie mein Leben sich so entwickelt hat und dass alles einem beständigen roten Faden gefolgt 
ist, könnte sagen, dass ich immer schon einen Plan hatte und dann natürlich 
das Schicksal mitspielte. So könnte ich erzählen auch wenn ich in 
Wirklichkeit keinen Plan hatte und immer noch keinen Plan habe und alles einfach irgendwie so gekommen ist. Und der rote Faden, dem ich gefolgt bin, war eine Zündschnur und immer wieder hat es richtig geknallt.
Nur das andere macht sich besser, wenn man die Illusion verkauft man hätte alles im Griff, und das am besten schon immer. Aber auch dann würde es nicht so einschlagen, als wenn genau das Gleiche wie bei mir in den Memoiren von ....na, von wem denn, sagen wir mal von Klaus Wowereit oder Nina Hagen stehen würde.........




13. Jänner

"Lady Gaga platzt die Hose".
Mir platzt der Kragen wenn ich so einen Schwachsinn lesen muss.
Wer braucht so etwas? Kann man sich nicht einfach mal einloggen,
ohne belästigt zu werden? Früher, im Zeitalter der begrenzt  verfügbaren Medien, konnte ich mich doch auch entscheiden, ob ich "Frau im Spiegel", "Quick" oder "Bunte" lesen will oder nicht.  Ich hab mich natürlich dagegen entschieden und blieb von solch verblödenden Mitteilungen verschont. Und heute? Verblödet alles sukzessive immer mehr! Wir merken es nur nicht.



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 05.Jänner

Ein kleines Gedicht auf das Betriebssystem Ubuntu. Wir surfen ausschließlich darüber im Internet und es ist mehr als eine gute Alternative zu den Hauptanbietern.


Ubuntu, meine Flamme

vom freien Linux-Stamme

Du Kind aus Afrika,

Ubuntu wunderbar,

wer dich schwarz brennt,

der hat gepennt:

Einfach installieren,

surfen ohne Viren

Frei von Lizenzen

surfen ohne Grenzen!

Ubuntu, du Schöne

demokratische Kleene,

du Kind der Liebe,

Sand im Getriebe

der öfters genannten

Cyber-Giganten

Windows und Mac,

du kickst sie weg,

läufst ganz bequem

mit jedem System.

Wo ist dein Haken, wo?

Gibt es ein Risiko?

Ubuntu, sag's ehrlich:

Bist du gefährlich?

Blockierst du Treiber?

Betörst du Weiber?

Oder bist du ganz schlicht,

was man über dich spricht:

Ein schönes Hobby,

ganz ohne Lobby!










01. Jänner

Bei uns im Ort steht die Bürgermeisterwahl an. Es geht angesichts der globalen Welt- Wirtschafts- und Klimaprobleme um ebenso wichtige wie bahnbrechend neue Regierungskonzepte in einem Dorf mit 2600 Einwohnern, einem 2-Parteiensystem inklusive einiger selbsternannter Querdenker, die sich dann "Freie Wählergemeinschaft" oder parteilos nennen.

Hier ein fiktiver Schlagabtausch zwischen den beiden Spitzenkandidaten (A+B). Es geht ums Bürgermeisteramt,man sagt auch Ortsvorsteher.
So ähnlich läuft's:

A: "Ich werde mich mit all meiner Kraft für Neuerungen diesbezüglich einsetzen!"
B: "Ich stehe mit meiner ganzen Person dafür, dass sich in dieser Angelegenheit etwas ändert!"

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A: "Mit uns wird es so einen Unsinn nicht geben!"
B: "So etwas ist aus meiner Sicht und der meiner Partei völlig ausgeschlossen!"

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A: "Die Bürger unseres Ortes haben ein Recht darauf, und ich werde es Ihnen verschaffen!"
B: " Als Mann des Volkes kenne ich die Probleme der Bürger und ich werde dafür Lösungen finden!"

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A: "Unser Standort soll erhalten und verbessert werden!"
B: "Unser Ort wird eine noch bessere Infrastruktur erhalten!"

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A: "Wir haben uns Familienfreundlichkeit auf die Fahne geschrieben! Es ist für uns selbstverständlich, dass Grundschule und Kindergarten im Ort bleiben!"
B: " Familien mit Kindern sind bei uns bestens aufgehoben! Nie werden wir zulassen, dass die Betreuung und Bildung unserer Kinder ausgelagert wird!"

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A: "Wir stehen für Tradition und fühlen uns unserer Heimat und dem Brauchtum verbunden!"
B: "Heimat, Tradition, Vereine: Darauf kommt es an!

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A: "Wir werden den durchaus notwendigen Ausbau der Straßen wirtschaftlich sparsam und ökologisch verträglich gestalten."
B: "Straßenausbau muss sein! Doch es wird kein Baum zu viel fallen und kein Euro unnötig ausgegeben werden!"

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A: "Die Gegenseite hat mit ihren Argumenten noch nie überzeugt. Nahezu unüberbrückbare Differenzen erschweren eine fruchtbare Kooperation im Gemeinderat!"
B: "Die Opposition bleibt inhaltlich auf der Strecke. Obwohl wir guten Willens sind, werden wir mit Ihnen kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommen!"

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A: " B ist und bleibt unsachlich, intrigant und inkompetent. Aber so war sein Großvater schon!"
B: "A spielt nicht mit offenen Karten und gibt sich als selbsternannter Profi. Doch es ist nichts dahinter. Das ist bei denen in der Familie so üblich!"

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A: "Sie, verehrte Bürger sollen entscheiden! Unser Profil grenzt sich klar ab und ist eindeutig das Bessere!"
B: "Sie, verehrte Bürger, haben die Wahl! Setzen Sie auf Inhalte und nicht auf falsche Propaganda, und Sie werden sich für uns entscheiden!"


Tja, wie gesagt. So ähnlich läuft's. Soll man da wählen geh'n??

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